Mit dem Rebschnitt legen die Biowinzer den Grundstock für die Qualität im kommenden Jahr. Hubert Lay hat seine Reben in Ihringen am Kaiserstuhl. Aber einer der wärmsten Orte Deutschlands ist in dieser Jahreszeit auch nicht besser dran: winterkalt eben.
Winterruhe
Winterruhe bei den Reben. Und ein bißchen auch bei den Winzern. In Baden ist der Schnee in der Ebene weitestgehend verschwunden. Nur selten sieht man einen Winzer beim Rebschnitt.
PIWI-international
Wer hier schon öfters hereingesehen hat, der kennt das Wort Piwi und interessiert sich vielleicht auch für die Weine aus pilzwiderstandsfähigen Rebsorten. Mehr Informationen zu diesem Thema gibts auf der Internetseite PIWI-international.
Ziel und Zweck der Arbeitsgemeinschaft ist es, wissenschaftliche und praktische Erkenntnisse auf dem Gebiet der pilzwiderstandsfähigen Rebsorten auf nationaler und internationaler Ebene auszutauschen und Anregungen zu geben.
Es sollen vor allem mit diesen Sorten arbeitende Praktiker unterstützt und gefördert sowie neue hinzugewonnen werden. Unter anderem werden zu diesem Zweck periodisch Tagungen oder regionale Arbeitskreise durchgeführt, die hauptsächlich die Weinbaupraxis aber auch die Beratung und die Wissenschaft ansprechen.
Auf der Internetseite gibts Infos über Rebsorten, Veredler, Züchter, Fachliteratur etc.
Frohe Weihnachten!
Auch auf diesem Wege: Frohe Weihnachten!
Die Verwirrung der Traubenwickler
Kann das denn ein spannendes Thema sein? Gewiss: Auf der jüngsten Mitgliederversammlung von ECOVIN Baden referierte Dr. Michael Breuer vom Referat Ökologie des Staatlichen Weinbauinstitutes in Freiburg über eines seiner Forschungsbiete: Verwirrmethoden im Weinberg.
Die Traubenwickler gehören in Baden zu den wichtigsten Schädlingen im Rebberg. Kurz gesagt geht es bei der Verwirrmethode darum, die Vermehrung der Traubenwickler zu verhindern. Männchen und Weibchen sollen nicht mehr zusammenfinden, wobei ihnen sexuelle Duft-Lockstoffe helfen, die Pheromone.
Vor Beginn des Mottenfluges – sozusagen der Brautschau dieser Spezies – werden Kapseln mit den artspezifischen Duftstoffen (Pheromonen) möglichst großflächig ausgebracht. Die Männchen sind dann durch die künstlich entstandene Duftwolke der sexuellen Lockstoffe im Weinberg nicht mehr in der Lage, die Weibchen gezielt zu finden und zu begatten.
In der Praxis ist das jetzige Verfahren durchaus noch verbesserungswürdig, und der sympathische Biologe zeigt den ECOVIN-Erzeugern mit einer perfekten Präsentation, wie die Wissenschaftler arbeiten und was sie erreichen wollen. Schon jetzt stellen Biowinzer für diese Versuche Flächen zur Verfügung und hoffen auf die baldige Freigabe neuer, verbesserter Methoden.
Weinhandelsabkommen mit den USA: Coca-Cola-Weine?
Großes Bohei in der Presse: Abkommen mit USA: Winzer fürchten Coca-Cola-Weine schreibt Focus. Und auch N-TV meint:
Deutschlands Winzer empört – Angst vor „Coca-Cola-Weinen“. Ganz zu schweigen von meiner heimischen Badischen Zeitung, die sich ansonsten der Weinthemen nicht auf der ersten Seite annimmt. Was geht hier vor?
In dürren Worten beschrieben: In den USA kann man – ähnlich wie Coca-Cola – nun auch Wein sozusagen chemisch herstellen. Man nimmt dazu die Grundsubstanz Wein chemisch auseinander und setzt sie – aufgemischt mit einigen für diesen Zweck nützlichen Substanzen wieder zusammen. Ob das Ganze wie Cola schmeckt ist noch nicht überliefert. Tatsache scheint aber, dass die EU solche Mixturen ins Land lassen wird und sie auch nicht eigens kennzeichnen wird.
Wer also künftig Wein aus den USA kauft, der kann nicht genau wissen, was er nun zu sich nimmt. Ein Naturprodukt, wie es auch unsere konventionell arbeitenden Winzer immer in den höchsten Tönen loben, ist zumindest das dann nicht mehr. Dagegen erscheint die Diskussion um die hierzulande noch immer verpönten Holzchips, die dem Wein eine Barriquenote verleihen sollen, geradezu niedlich.
Das Ganze ist zu traurig, um es lächerlich zu machen. Die Winzer hierzulande – egal ob konventionell oder biologisch arbeitend – werden aufschreien. Nüchtern betrachtet aber könnte man meinen, die Biowinzer brauchen zumindest keinen geschäftsschädigenden Einfluss zu befürchten: Die Zahl der eher konservativen Weinfreunde hierzulande ist einfach zu groß, die Achtung vor dem, was man mit dem Begriff Weinkultur zusammenfasst sicher zu mächtig, als dass man ein massenhaftes Abwandern vom Wein zum Pseudowein befürchten müsste.
Im Gegenteil. Sollte die Kennzeichnung für solcherlei Produkte entgegen dem allgemeinen Trend umgangen oder gar auch für deutsche Produkte aufgeweicht werden, dann bliebe dem Verbraucher letztlich nur eine Gewissheit: Die Bio-Labels garantieren ihm, dass so gekennzeichnete Weine weder gentechnisch verändert sind noch chemisch aufgebrezelt wurden.
Wine Basics – mit Bio-Infos
„Als Weintrinker muss man kein Experte sein, sondern nur auf ein paar Kleinigkeiten achten, um seinen Genuss steigern zu können. Reinhardt Hess liefert in seinem Buch Wine Basics leicht verständlich Antworten auf Fragen, die eigentlich jeder schon mal stellen wollte.“ So heißt es in der Buchbeschreibung, und jetzt kann zum Beispiel schon nicht mehr das kommen, was unvermeidlich in allen Weinbüchern kommt: Das hohe Lied auf prominente Namen und Lagen, gemischt mit einer Prise Snobismus. Gut so!
Reinhardt Hess und die Basic-Reihe des Gräfe-und-Unzer-Verlags gehen neue Wege. Naja, die Anfänge liegen schon etwas zurück, das Buch ist von 2002. Inzwischen hat es in den Buchläden einen schmucken Aufkleber bekommen mit der Silbermedaille der Gastronomischen Akademie. Und den hat es auch verdient. Doch der Reihe nach.
Eigentlich richtet sich das Buch schon dem Titel nach an Einsteiger. Es nimmt die Angst vor großen Namen und Fehlkäufen, macht Lust aufs Entdecken und Genießen. Schon das Rot- und Weißweinspiel auf den Innenklappen des Umschlages macht Laune und lädt ein zum Ausprobieren. Auf rund 160 ansprechend aufgemachten und gut illustrierten Seiten informiert das Buch aber über weit mehr als nur über die Basics: Alle Weinthemen, die für den Genuss im Alltag (und an Feiertagen) wichtig sind werden behandelt, es fehlt auch nicht an detaillerteren Erklärungen (Pro Trocken – Pro Restsüße) und Ratschlägen.
Aufgelockert wird das Ganze durch eine gute Optik, einen flotten und unverkrampften Schreibstil, Regeln und Rezepte, sowie Zahlen und Fakten aus dem Bioweinberg. Dem Bioanbau ist zwar nur ein relativ kurzes Kaptel gewidmet, aber die immer wieder eingeworfenen Infos eines Biowinzers ziehen sich wie ein roter Faden durchs Buch.
Alles in allem eine Kauf- und / oder Geschenkempfehlung, nicht nur für Wein-Neulinge.
Zeit für Glühwein
„So wird es warm um´s Herz“, meint Daniela Harteneck. die Bio-Winzerin vom Wein- und Sektgut Harteneck in Schliengen muss es wissen: Schon seit einigen Jahren macht sie nun mit und bereitet für die Aktion Ökolandbau bei der „Gühwei(h)nacht“ den Glühwein und den alkoholfreien Punsch. Angesichts der Besuchermengen muss dafür im Weingut ein größerer Kessel vorhanden sein…
Um auch diejenigen am Genuss teilhaben zu lassen, die nicht am 2. oder 3. Dezember in ein Bioweingut kommen können oder öfters im Winter einen Bio-Glühwein genießen wollen, hier das Rezept:
– 1 liter Bio-Rotwein
– 1 Zitrone
– 1/2 bis 1 Stange Zimt
– 2 Gewürznelken
– 50g Zucker
Alle Zutaten zusammen in einem großen Topf erhitzen und mindestens 30 Minuten ziehen lassen, nicht kochen! Alternative: Orangen, Äpfel, Vanille hinzufügen.
Für die Kinder oder Erwachsene, die alkoholfrei genießen wollen gibts den Bio-Punsch alkoholfrei:
– 1 liter Taubensaft
– 1/2 Zimtstange
– 2 Gewürznelken
– 1/2 Zitrone und 1/2 Orange
– 150g Zucker
Alternative: Traubensaft mit Orangen-oder Kirschsaft mischen.
Weihnachts-Vorboten
Es weihnachtet, mal wieder. Elke Adam-Eckert, die wir hier schon einmal vorgestellt hatten, veranstaltet einen Kochabend mit dem Thema „Weihnachtsmenüideen“ am Donnerstag, 24. Nov. 2005, von 18.45 Uhr – 21.45 Uhr (weitere Infos hier).
Und auch im Freiburger Slow Food Convivium macht man sich so seine Gedanken über das Weihnachtliche Federvieh, das man für seine Mitglieder und Gäste aufbereiten möchte.
Demnächst müssten auch die ersten Weihnachtsangebote der badischen ECOVIN-Erzeuger ins Netz gestellt werden, wir halten Sie auf dem Laufenden.
Pilzwiderstandsfähige Rebsorten (PIWI)
Was bringt einen Genussmenschen dazu, sich mit der Forschung von Resistenzmechanismen auseinanderzusetzen? Womit verlockt man einen Weintrinker zum Probieren von völlig unbekannten Tropfen, deren Namen klingen wie Zusatzstoffe der Lebensmittelindustrie: VB 91-26-14 zum Beispiel? Und überhaupt: Warum fahren Winzer Anfang September zu solchen Unternehmungen gerade in die Schweiz, nicht gerade das Weinbauland Nummer eins, oder? Und zum Beginn der Lesezeit könnten sie doch alle Besseres zu tun haben.
Können Sie nicht – wenn sie Biowinzer sind. Oder zumindest sehr interessiert an einem möglichst umweltfreundlichen Weinbau. Denn Matthias Wolff, Berater im ökologischen Weinbau, hatte sie an den Genfer See eingeladen. Genauer: An die Weinbauabteilung des Forschungsinstitutes Changins in Pully. Dort, so berichtet er, wird seit einiger Zeit die Züchtung von pilzwiderstandsfähigen Rebsorten aufgebaut. Dieses Thema liegt den Biowinzern aus bekannten Gründen sehr am Herzen: Es erlaubt den Verzicht auf selbst biologische Spritzmittel gegen Pilzkrankheiten und erlaubt kurz gesagt wirtschaftlicheres Arbeiten selbst in abgelegenen oder zu kleinen Parzellen oder Steillagen.
Weintrinker kennen von diesen Piwi-Sorten zumindest den Regent, manchmal auch noch Johanniter und Helios, eher selten auch Leon Millot oder Marechal Foch. Aber dann ist Schluß. Zwar wird auch in Baden, nämlich am Freiburger Weinbauinstitut, in dieser Richtung geforscht, entwickelt und vor allem gezüchtet. Aber die Schweizer scheinen beim Thema Neuzüchtungen sehr engagiert und erfolgreich dabei zu sein.
Und so informierten sich Wolff und weitere 15 Teilnehmer am 3. und 4. September vor Ort, besichtigten den Sortengarten und verkosteten Neuzüchtungen mit so spannenden Namen wie IRAC 1999. Und was habe jetzt ich davon, werden Sie fragen. Warten Sie es ab. Von einigen der neuen Weine waren die badischen Experten nämlich sehr angetan: Wolff schwärmte von kräftigen Gewürz- und Fruchtaromen, von Rosen- und Muskatduft und war geradezu begeistert von einigen neuen roten Piwi-Sorten (auch wenn er bei den Weißweinen noch etwas zurückhaltender war).
Und wenn die Neuen erstmal Namen tragen wie Prior, Monarch oder oder Cabernet Carbon, dann zuckt auch der Kunde am Weinregal nicht mehr davor zurück. Manch einer wäre sowieso erstaunt, wenn er wüsste, dass das Biowein-Cuvée mit einem wohlklingenden Namen schon längst einen hohen Anteil pilzfester Rebsorten enthält oder gar ausschließlich aus ihnen geschaffen wurde. Insofern war diese Exkursion – nennen wir sie angesichts der Bandbreite der verkosteten Weine und der Ernsthaftigkeit der Tester ruhig Arbeit – eine Pionierarbeit. Und auch Genuß, das muss sich ja nicht ausschließen.
Wenn Ihnen also demnächst ein neuer Rotwein den Gaumen schmeichelt, mit unbekanntem Namen und beim Biowinzer gekauft, dann haben vielleicht neben den Wissenschaftlern und Züchtern und Winzern auch diejenigen damit zu tun, die sich schlau machen und einmischen. Die unten abgebildete Broschüre über Piwi-Weine kann man übrigens hier anfordern.