Zu den Festtagen machen viele Biowinzer besondere Angebote. Ganz frisch: Der Gallushof in Teningen-Heimbach bietet einige seiner Bio-Weine noch bis Ostern zu einem Sonderpreis an. Nähere Infos dazu gibts auf der Website des Gallushofes.
Gute Qualität der Bioweine, „normaler“ Ertrag
Nach dem Lesebginn bei den Biowinzern in Baden – ECOVIN-Erzeuger rechnen mit guter Qualität vor allem bei Burgunderweinen
FREIBURG. Nach einem turbulenten Jahr steuern die badischen ECOVIN-Winzer einen sicheren Biowein-Herbst an: mit guten Qualitäten und einem nur geringfügig kleineren Ertrag als im langjährigen Mittel. Vom Markgräflerland über Kaiserstuhl und Breisgau bis in den Kraichgau rechnen die Biowinzer, von denen viele jetzt schon mit der Lese begonnen haben, mit einigen Glanzlichtern.
Paulin Köpfer, der Vorsitzende von ECOVIN Baden, findet vor allem die eher unterschiedlichen Reifefortschritte interessant, die an jedem Stock, teils an jeder Traube zu beobachten sind: „Wo gestaffelt und selektioniert gelesen wird sind dennoch beste Ergebnisse zu erzielen“, meint er. Im Schnitt wird der Ertrag nach seiner Schätzung eher gering ausfallen, was aber der Qualität zugute komme: „Die eher langsame Reifephase ist weiterhin für den 2010er Jahrgang förderlich: Wir rechnen mit vielschichtigen Weinen mit viel Spiel und Finesse.“
Dass die Aussichten für Bioweintrinker trotz des Witterungsverlaufs derzeit sehr gut sind bestätigt auch Ulrich Klumpp aus Bruchsal: „Die Oechslegrade sind schon jetzt Mitte September sehr erfreulich, auch wenn die für uns nicht das Maß aller Dinge sind.“ Der erfahrene Biowinzer beurteilt die Aromatik der Trauben anhand der Traubenkerndurchfärbung und hat deswegen schon Mitte September mit der Lese der früh reifenden Rotweinsorten wie Cabernet Cortis und Regent begonnen, gefolgt vom Müller-Thurgau.
Der Gesundheitszustand seiner Reben ist gut, was angesichts der Witterung nicht selbstverständlich ist: Nach stellenweise bis zu 240 Litern Niederschlag im August ist die Beerenhaut oft „mürbe“ und der Winzer wandelt auf dem schmalen Grat zwischen Reife und Fäulnis der Trauben: Angesichts sonniger Tage und kühler Nächte wollen viele die Trauben noch reifen lassen, Oechslewerte von 80 bis 90° wurden bereits Anfang September erreicht.
Auf die Pflanzengesundheit ist man im Weingut Klumpp in diesem Jahr besonders stolz: Der jüngste Sohn Andreas kam frisch von der Hochschule in Geisenheim mit vielen neuen Ideen für den Pflanzenschutz, die den Routinier erst ins Grübeln gebracht haben, aber jetzt zur Lesezeit überzeugten: „Die Praxisergebnisse des ersten Lehrstuhls für Öko-Anbau haben uns viel gebracht“.
Die Burgunder als Hauptsorten versprechen gute Qualität bei teilweise geringerem Ertrag, und dieses Bild zeigt sich auch bei anderen Biowinzern in Baden. Klaus Vorgrimmler in Munzingen am Tuniberg wurde schon im Juni von Hagel heimgesucht, geringere Erträge sind aber bei ihm, wie den meisten Biowinzern kein großes Problem, weil die Erträge zugunsten der Qualität sowieso reduziert werden. Er rechnet mit guten Qualitäten auf hohem Niveau: „Nach der extrem guten Lese 2009 kommt uns diese Normalisierung eher entgegen“, berichtet er, und reagiert mit einer verstärkten Lese von Sektgrundweinen: „Wir können nicht nur jedes Jahr Auslesen und Spätlesen vermarkten“.
Auch im Breisgau bei Dr. Eribert Benz, Biowinzer in Kenzingen-Bombach, fällt die Qualität der Hauptsorten im Burgunderbereich durchweg gut aus. Zwar ist auch hier Menge durch Verrieselungen der Trauben reduziert, der Gesundheitszustand der Trauben aber trotz der Regenmengen erfreulich gut. Und für das Markgräflerland bestätigt Günter Kaufmann aus Efringen-Kirchen gute Qualitäten und durchschnittliche Mengen: Frühe Sorten sind auch hier schon gelesen. Verrieselungen in der Blüte haben den Ertrag zwar reduziert, dafür waren hier im Süden die Niederschläge nicht ganz so hoch.
Badische Bio-Schoppen für den Sommer
Schoppenwein, das klingt irgendwie nach weinseliger Gemütlichkeit vergangener Weine. Heute trinkt man doch Chardonnay aus Kalifornien oder Sprizz. Oder etwas nicht? Ganz aus der Mode gekommen ist der Schoppen nicht: Gerade in Weinbaugebieten gehört er quasi als tägliches Lebensmittel dazu.
Jetzt haben sich auch die Genießer des Slow Food Magazins in der neuesten Ausgabe (04 / 2010) dieses Themas angenommen. In einem umfassenden Artikel von Kai Wagner gibt es neben generellen Erwägungen zum Thema („Sind Weine in der Literklasse unter fünf Euro überhaupt gut, sauber und fair?“) auch gleich regionale Tipps. Und neben den preiswerteren Weinen der Weingüter wird auch gleich ein (württembergischer) WG-Wein empfohlen.
Gar nicht so verkehrt finde ich. Erstens einmal gibt es gerade im Badischen auch etliche Winzergenossenschaften, die Bio-Weine produzieren. Und zweitens hat die Literklasse im Bio-Bereich erst unlängst auch zwei Auszeichnungen kassiert bei den „Besten Badischen Bioweinen 2010“.
Bei Schopppen und Schorle kenne ich keine Berührungsängste. Erst bei dem inzwischen sehr populär gewordenen Cola-Schoppen würde ich zurückzucken…
Die badischen Biowinzer haben den Schoppen in diesem Jahr übrigens auch in den Blickpunkt gerückt: Bei der Prämierung der Besten Badischen Bioweine 2010 gab es erstmals die Sonderkategorie Literweine. Prämiert wurden dort der 2009er Müller–Thurgau trocken vom Weingut Johannes Hügle, Gallushof in Teningen-Heimbach und der 2007er Spätburgunder Rotwein trocken vom Weingut Zähringer in Heitersheim.