Im Januar 1991 wurde der Regionalverband ECOVIN Baden gegründet: 30 Biowinzer, rund 140 Hektar Rebfläche und viel Idealismus. Wie sich das seither entwickelt hat, das wurde an dieser Stelle oft genug geschildert. Paulin Köpfer wurde damals als erster Vorsitzender gewählt und ist heute immer noch im Amt. Alles andere ist ständig in Bewegung. Im Laufe des Jahres werden wir an dieser Stelle ein paar Aspekte dieser Entwicklung beschreiben.
20 Jahre ECOVIN Baden
Rückblick auf erfolgreiche Arbeit für den Bioweinbau – Höhepunkt im Terminkalender: Die Prämierung der Besten Badischen Bioweine 2011
FREIBURG. Was am 31. Januar 1991 begann, das entwickelte sich in den vergangenen 20 Jahren zur Erfolgsgeschichte: Mit der Gründung des Regionalverbands ECOVIN Baden bekamen die engagierten Biowinzer im Südwesten nicht nur eine starke gemeinsame Stimme, sondern auch viel konkrete Hilfe für die Praxis. Auch wenn keine Feierlichkeiten zum Jubiläum geplant sind, wird sich der runde Geburtstag als roter Faden durch die badischen ECOVIN-Veranstaltungen 2011 ziehen.
Dass trotz der rasanten Entwicklungen und mancher Turbulenzen auch einiges gleich geblieben ist, das belegt der Vorsitzende des Regionalverbands Paulin Köpfer: Er nahm sein Amt mit der Gründung des Regionalverbands auf und übt es bis heute aus. 1991 gehörte er in Opfingen zu den 38 Gründungsmitgliedern, die zusammen rund 139 Hektar Rebfläche bewirtschafteten. Sie alle waren bis dahin Mitglieder beim Bundesverband mit Sitz in Oppenheim, stellten dort rund ein Drittel der Mitglieder. „Da lag es nahe, einen Regionalverband zu gründen, um die Arbeit vor Ort zu intensivieren”, erinnert sich Köpfer.
Die Anliegen der badischen Biowinzer waren ganz konkret: Sie mussten die Kontrollen der biologischen Arbeit sicherstellen – eine Aufgabe, die erst wenig später ausgelagert werden konnte. Sie kümmerten sich um die Beratung der immer zahlreicher werdenden Interessenten, für die ein Beratungsdienst gegründet wurde, der heute ebenfalls auf eine erfolgreiche Geschichte und steigende Mitgliederzahlen zurückblicken kann. Und sie wollten Fortbildungen anbieten, um die Praxiserfahrungen der Pioniere an ihre Kollegen weiterzugeben, ebenso wie die neusten Ergebnisse aus der Forschung. Auch dieser Bereich wird bis heute erfolgreich gepflegt.
Für Forschung und Politik war der Regionalverband schon früh ein wichtiger Ansprechpartner, die Zusammenarbeit mit dem Freiburger Weinbauinstitut war von Beginn an gegeben. Aber ebenso wichtig wie das Wissen um die neusten Forschungsarbeiten war für die Biowinzer schon immer, ihre Position zu vertreten: Die Mitgliedschaft im Badischen Weinbauverband war dafür ebenso wichtig wie die in der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau Baden-Württemberg und natürlich auch der enge Kontakt zum ECOVIN-Bundesverband in Oppenheim.
Um Vorurteile gegenüber den biologisch erzeugten Weinen anzugehen, richtete der Regionalverband bereits 1992 die erste Präsentation seiner Weine in Freiburg aus. Heute ist diese erfolgreiche Veranstaltung längst etabliert und findet inzwischen im Zwei-Jahres-Rhythmus statt. Aufmerksamkeit bei Fachleuten und Verbrauchern erregte man auch mit der Prämierung der Besten Badischen Bioweine, die 2001 erstmals stattfand. Und auch hier wählte man eigene Schwerpunkte: Statt einer Besten-Wahl nach Rebsorten werden die Weine nach ihrer optimalen Eignung als Begleiter zu den Speisen eines Menüs prämiert: Ein sehr alltagstauglicher Ansatz, der vor allem den Verbrauchern entgegenkommt.
Neuland betrat man auch mit der Schaffung eines eigenen Internetauftritts, als das Internet noch in den Kinderschuhen steckte. Die badischen Biowinzer gingen vor 16 Jahren gleich mit mehreren Mitgliedsbetrieben und zahlreichen Infos zum Bioweinbau ins Netz. Und sie boten auch ihren Wein auf dieser neuen Plattform an, woraus sich bis heute zahlreiche gute Vertriebsmöglichkeiten entwickelt haben.
Heute ist der Regionalverband ECOVIN Baden stark gewachsen: Die Zahl der Mitglieder hat sich mit 75 fast verdoppelt, die ökologisch bewirtschafteter Rebfläche hat sich mit 350 Hektar weit mehr als verdoppelt. Vorsitzender Paulin Köpfer sieht den Regionalverband heute vorrangig als Netzwerk: Die Verbindungen zwischen den ökologischen Anbauverbänden sind bestens ausgebaut, ebenso zu den berufsständischen Vertretungen der Winzer-Kollegen. Und längst sind dort nicht nur die Arbeitsweisen der Bio-Erzeuger akzeptiert, mehr noch: Es werden auch die Ergebnisse der Biowinzer und des rührigen Verbands geschätzt.
Zwar gab es in den vergangenen 20 Jahren auch Auseinandersetzungen und ein Auf und Ab in der Entwicklung des Regionalverbands, was sich auch in den Mitgliederzahlen niederschlug. Unterm Strich aber präsentiert sich der Verband heute als Erfolgsgeschichte mit hoher Anerkennung, mit stark gestiegenen Mitgliederzahlen und Anbauflächen sowie hoher Akzeptanz bei Politik und Behörden.
„Wir werden auch in Zukunft unseren Beitrag leisten zu einer individuellen Weinkultur, die den regionalen Aspekt ebenso fördert wie den spezifischen Einfluss der Böden,”, meint Köpfer, „und wir werden nach außen hin noch stärker die Standards unserer ökologischen Richtlinien kommunizieren und unser Nachhaltigkeits-Konzept weiterentwickeln”.
Bei allen Erfolgen ist dem Vorsitzenden der badischen Biowinzer aber auch klar: Ein Massenprodukt wird Biowein trotz des großen Engagements nicht werden: „So lange der Kunde zu wenig bereit ist, für guten Wein auch mehr zu bezahlen als die Discount-Preise, die bei uns 50 Prozent des Weinabsatzes ausmachen, werden Bioweine keine Massenware”. Richtig traurig ist man aber auch darüber nicht: Die Bioweingüter definieren sich nach Köpfers Worten in erster Linie über die Qualität ihrer Weine, selbst die Öko-Labels spielen nicht eine gleich große Rolle, wie die Weinqualität.
Herausforderungen sehen die Bio-Erzeuger auch in Zukunft noch genügend, ihnen stünden aber auch große Zukunftschancen gegenüber, so Paulin Köpfer: „Die Zeit arbeitet für uns.” Die Konsumenten seien mehr und mehr überzeugt vom Bioanbau als nachhaltiges Konzept. „Es resultieren daraus auch individuelle und charaktervolle Weine mit hohen geschmacklichen Eigenschaften.” Dies sei ein weiterer Grund, mit dem sich die steigende Nachfrage nach ECOVIN-Weinen begründen lasse, meint Köpfer und betont: „Wir sind damit auf einem guten, sehr guten Weg auf die nächsten 20 Jahre”.