Trotz Wirtschaftskrise und stellenweise recht düsteren Prognosen – Der Bio-Bereich und die Weinbranche scheinen relativ wenig betroffen
FREIBURG. Alle reden von Krise – welcher Krise? Im Biobereich scheinen die Signale für das Jahr 2009 nicht allzu düster zu sein: Experten bescheinigen Bioprodukten und erst recht dem Wein einen Status als „Lifestyle“-Bestandteil. Die Folge: Auch hier wird vielleicht etwas gespart, abwenden will sich der Verbraucher von diesen Produkten aber wohl auch in schlechteren Zeiten nicht.
Die Stichprobe bei einem ECOVIN-Winzer scheint das auch sofort zu bestätigen: „Die Nachfrage nach unseren Bioweinen ist ungebrochen stark, und das seit zwei Jahren“, berichtet Markus Klumpp vom Bruchsaler Bioweingut Klumpp. „Wir spüren keine Einbrüche“, betont er. Ursache dafür sind seiner Ansicht nach gleich mehrere Faktoren: „Wir beliefern vor allem die Top-Gastronomie“, meint er und dort offensichtlich die Nachfrage ungebrochen.
Die andere Hälfte des Klumpp’schen Bioweins geht an Endverbraucher und den Handel. Und die Kunden des Familien-Weingutes, in dem Markus Klumpp für Kellerwirtschaft, Marketing und Vertrieb zuständig ist, hatten das Preisniveau schon vorher akzeptiert. Eine weitere Ursache für die ungebrochene Nachfrage 2009 könne auch sein, dass der letzte Jahrgang relativ früh ausverkauft war. Über Änderungen bei Angebot und Preisniveau macht man sich deswegen hier wenig Gedanken.
Dass dies kein Einzelfall ist, darauf wiesen Medienberichte schon zu Beginn des Jahres hin, als allerorten vor der heraufziehenden Krise und damit zusammenhängender Kaufzurückhaltung gewarnt wurde. Michael Pleitgen von der Weinakademie Berlin rief schon im Januar den Trend 2009 aus: Eco und Bio. Seine Zusammenfassung der Ipsos-Studie vom Dezember 2008: Die dort festgestellte Vorliebe deutscher Verbraucher für Vollkornprodukte und Lebensmittel ohne künstliche Zusatzstoffe weist ebenso wie die Vorliebe für Bio und gentechnikfreie Produkte und Waren aus kontrolliertem Anbau in diese Richtung.
Zwar spielt auch der Preis eine wichtige Rolle, aber die Sorgen über die Qualität der Lebensmittel drängt sich immer mehr in den Vordergrund und 41 Prozent der Deutschen wollen nicht nur gesund essen und trinken, sie wollen Genuss. Da passt gut, was Pleitgen schon im Februar im Gespräch mit Arend Heijbroek erfuhr: Der führende Analyst für Wein und Getränke berichtete in Hamburg, dass Wein vor allem in der Mittelschicht zu einem integrativen Bestandteil des Lifestyle geworden sei.
In den USA, wo die Krise zu der Zeit schon länger anhielt, habe man zwar Sparwillen festgestellt, aber keinen Verzicht: „Kunden die vorher Qualitätswein gekauft hätten, achten auch weiterhin auf Qualität.“ Die Chancen für Bioprodukte und speziell für Biowein stehen also nicht schlecht: 2008 sei der Biomarkt um rund 10 Prozent gewachsen, berichtete die Süddeutsche Zeitung im Februar, Biowein sogar um 30 Prozent.
Pleitgen führt auch an, dass nach dem von EMNID im Auftrag des Ernährungsministeriums erstellten Ökobarometer 2008 nicht nur zunehmend bio gekauft wird. Auch die Motive seien sehr nachhaltig und vielschichtig und der Trend zum Bio-Einkauf im Supermarkt zeige, dass Bio-Ware endgültig im Alltag angekommen sei.
Einig sind sich viele Experten aber auch darin, dass die Zeiten des stärksten Bio-Wachstums 2009 wohl vorbei sind. Auch wenn der Bio-Trend anhalte war die Spitze wohl eher in den Jahren 2006 / 2007. Während sich der Bio-Boom 2008 konsolidierte müsse man 2009 unter dem Einfluss der Wirtschaftskrise mittelfristig vielleicht nicht mit einem starken Rückgang, aber dennoch mit leichten Einbußen rechnen.
Diese Einschätzung teilt auch Paulin Köpfer, Betriebsleiter des Heitersheimer Weingutes Zähringer und Vorsitzender von ECOVIN Baden: „Das Interesse an Biowein ist immer noch richtig groß“, berichtet er, „aber je nach Absatzmarkt spüren wir auch schon Kaufzurückhaltung“. Vor allem im Lebensmitteleinzelhandel gibt es erste Einbußen, im „klassischen“ Weinguts-Geschäft bei Fachhandel, Gastronomie und Endverbraucher scheint alles noch stabil.
Für Paulin Köpfer passt dieses Bild auch zu den jüngsten Erfahrungen auch der BioFachmesse in Nürnberg: „Wir haben bei den Fachbesuchern viele neue Kontakte geknüpft“, berichtet er. Die enormen Zuwächse der vergangenen beiden Jahre werde man sicher nicht halten könnte, schätzt Köpfer: „Aber das anhaltende Interesse sollte ausreichen, auch das Krisenjahr 2009 gut zu überstehen.“
Nach dem großen Interesse an Bioweinen, das man auf der diesjährigen BioFach-Messe in Nürnberg registrierte, ist Köpfer nun gespannt auf die ProWein. Diese Fach-Messe findet vom 29. bis 31.März in Düsseldorf statt und die badischen ECOVIN-Betriebe werden dort stark vertreten sein: Neben den Weingütern Zähringer, Klumpp und Harteneck werden voraussichtlich auch der Badische Winzerkeller und die WG Wasenweiler mit Bioweinen vertreten sein.
[…] semitteilung, die ich für kurzem für Ecovin baden recherchiert und veröffentlicht habe: Der Biowein-Trend hält auch 2009 an, so lautete dort das Fazit. Und […]