Die nächste Generation junger ECOVIN-Winzer – Viele junge Biowinzer starten jetzt gut ausgebildet im elterlichen Betrieb
Lange Zeit war das Thema junge Generation eher heikel: Sehen die Jungen überhaupt noch eine Perspektive im Bio-Anbau? Wird der Druck auf den Markt nicht zu groß und lässt sich noch rentabel wirtschaften? Bei ECOVIN Baden stehen zur Zeit etliche Betriebsübernahmen durch die junge Generation an. In einem Pressegespräch trafen zwei Generationen aktiver Biowinzer aus drei Familien aufeinander. Das Fazit: Die jungen Biowinzer starten gut ausgebildet und mit viel Elan in den Bioweinbau.
(Den ausführlichen Bericht mit Interview und Bildern finden Sie hier: https://www.ecovin-baden.de/2015/02/23/biowinzer-in-baden-die-nachste-ecovin-generation/)
Drei Winzerfamilien sind der Einladung zum Pressegespräch gefolgt. Sie dokumentierten drei unterschiedliche Wege, wie die nächste Generation die Arbeit der Eltern erfolgreich fortsetzen will. Richard Schmidt aus Eichstetten führte seinen Betrieb seit 1972. 1987 trat er aus der Winzergenossenschaft aus, stellte auf Bioanbau um und übergab 2013 schließlich das Weingut seinem Sohn Martin. Der hatte nach einer gründlichen Ausbildung in verschiedenen Betrieben schon das Weingut Kiefer in Eichstetten übernommen. Jetzt führt er zwei Betriebe, wobei der Vater noch immer mithilft.
Im Weingut von Günter Kaufmann in Efringen-Kirchen, der seit 1988 Bioweinbau betreibt, ist es noch nicht ganz so weit, aber die Weichen sind gestellt: Sohn Florian wird einsteigen und absolviert derzeit die Ausbildung zum Weinbautechniker. Auch er hat schon immer im elterlichen Betrieb mitgeholfen und wächst jetzt in die Aufgaben der Betriebsführung hinein.
Hubert Lay startete 1987 im Betrieb seiner Eltern in Ihringen, heute arbeitet er bereits mit seinem Sohn zusammen. Die Betriebsübergabe wird noch eine Weile auf sich warten lassen, Zeit genug also für einen Übergang, in dem sich beiden Generationen mit ihren Vorstellungen in den Betrieb einbringen können.
Allen drei Familien gemeinsam ist, dass sie in den späten 80er Jahren Pionierarbeit leisteten, was die Entwicklung des Bio-Anbaus betrifft. Was heute oft nur am Rande gestreift wird: Damals war man in den badischen Weinbaudörfern mit dieser Einstellung ein Außenseiter. Richard Schmidt erinnert sich: „Im Dorf war es nicht einfach, der Biowinzer zu sein.” Ständig musste sich und den anderen beweisen, dass es nicht nur funktioniert, sondern dass man im Bioweinbau nicht nur gleich gute, sondern vielleicht bessere Weine erzeugen kann.
Dabei wusste noch keiner genau, wie es eigentlich geht: „Hauptthema für uns war der Pflanzenschutz ohne Chemie, wir waren ständig auf der Suche nach Tipps,” berichtet Günter Kaufmann. Die Strukturen von ECOVIN Baden und dem Beratungsdienst Ökologischer Weinbau waren erst in der Entstehung. Persönliche Kontakte und Ratgeber waren überlebenswichtig. Hubert Lay kann heute schmunzeln, wenn er erzählt, wie er in einem „einfachen” Jahr seinen Betrieb umgestellt hat: „Erst später haben wir erfahren, was alles schief gehen kann.”
Die älteren Biowinzer können sich auch gut erinnern, was es bedeutet, nicht nur ein kleines Weingut weiter umzustrukturieren, sondern gleichzeitig auch noch einen komplett neuen Kundenstamm aufzubauen. Können die jungen jetzt also einfach da weitermachen, wo die Eltern aufgehört haben? Mit einem soliden Kundenstamm und dem Erfahrungsschatz der letzten 30 Jahre aus dem Bioweinbau?
„Wir haben in den letzten Jahren oft Kunden verloren und neue hinzugewonnen, weil wir unser Angebot verändert haben: hin zu hochwertigeren Weinen oder auch zu mehr bio, mit Naturweinen , vegan, ohne Schwefel und Anreicherungen”, berichtet Christian Lay. Trotzdem sieht er in diesen Wechseln kein Handicap: „Ich werde immer mein privates Stück Reben haben, in dem ich Dinge ausprobieren kann”, meint er.
Den drei Jungwinzern kommt nicht nur die Erfahrung aus dem elterlichen Betrieb zugute: Sie alle setzen auf eine solide Ausbildung und auf Erfahrungen, die sie auch in anderen Betrieben gemacht haben. Dazu gehören auch konventionell arbeitende Betriebe oder Weingüter im Ausland. Florian Kaufmann berichtet aktuell aus seiner Ausbildung, dass hier auch der Bioanbau ein Thema sei. Die meisten Erfahrungen aber bekamen sie aus dem elterlichen Betrieb mit. Und dass man auch während der Ausbildung noch anecken kann, wenn man vehement für den Bioweinbau einsetzt, das bestätigt Christian Lay.
Vor der Zukunft ist den Jungen nicht bang: Sie wollen erreichen, dass bio künftig für gute Qualität steht, meint Florian Kaufmann. Und die Entwicklung im Bioweinbau ist heute nicht abgeschlossen: „Der Austausch untereinander ist heute nicht abgeschlossen”, meint er, er erfolge nur etwas anders, vielleicht auch mit Facebook und Whatsapp”.
Und Martin Schmidt meint: „Es gibt heute im Bioweinbau keine festgelegten Denkmuster, kein striktes Schema, an das man sich halten kann. Wir müssen flexibel bleiben und unsere Einstellung immer überprüfen. Die wirtschaftliche Situation ist heute nicht mehr das große Problem. Wir arbeiten auf immer höhere Qualitäten hin.”
Christian Lay will im Betrieb das Angebot weiter straffen und individualisieren – gleichzeitig aber auch künftig an privaten Projekten festhalten, durch die für ihn Terroir begreifbar wird.
Für Paulin Köpfer, den Vorsitzenden von ECOVIN Baden, ist klar, dass der Verband den Bioweinbau mit und für die junge Generation weiter entwickeln muss. Neben dem Erfahrungsaustausch und der Fort- und Weiterbildung sieht er einen Schwerpunkt in den rechtlichen, politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für den Bioweinbau. Die Verbandsarbeit soll künftig noch intensiver über die Vorzüge des Bioanbaues zu informieren, um die junge Generation in der Vermarktung ihrer Weine zu unterstützen.