Wolfgang Zähringer, François Meyer und Paulin Köpfer (von links).
HEITERSHEIM. Die Orte liegen nur 50 km Luftlinie auseinander, aber dazwischen liegen Welten: In Heitersheim im Markgräflerland produziert das Weingut Zähringer deutsche Bioweine, in Blienschwiller im Elsass wachsen die Trauben von François Meyer. Deutscher und französischer Wein, biologisch und konventionell erzeugter – das kommt höchstens im Supermarkt irgendwie zueinander. Falsch: Am 22. September lesen die beiden Winzer elsässischen Riesling und badischen Grauburgunder, um daraus ein „Cuvée sans frontiere“ zu produzieren.
Und weil jeder ein waschechter Winzer ist, will natürllich auch jeder „sein“ Cuvée machen: Also fahren nicht nur die Rieslingtrauben über den Rhein ins Badische, sondern auch die Grauburgundertrauben ins Elsaß. Wenn man die gemeinsame Sache auf die Spitze treiben möchte, so schmunzelt der badische Betriebsleiter Paulin Köpfer, „dann machen wir aus den beiden Cuvées noch mal ein drittes: Das trägt dann die Handschrift beider Betriebe aus Rebberg und Keller“.
Ausgebrütet hat diese Idee Wolfgang Zähringer, bei einem Ausflug ins Elsass. Der Begriff „Cuvée sans frontière“ ist vorerst nur ein Arbeitstitel, der Wein wird nachher vielleicht einen anderen Namen bekommen. Und gestartet wird der Austausch mit jeweils 500 kg Riesling- und Grauburgundertrauben, aus denen Tafelweine entstehen werden. Kein großes, überregionales Produkt also, sondern mehr ein symbolisches, grenzüberschreitendes Werk zweier Seelenverwandter, die sich dem Weinbau verschrieben haben. Der Erlös aus den gerade mal 2.000 Flaschen wird einem guten Zweck zugeführt werden.
Die Voraussetzungen für ein gelungenes Cuvée sind gut: Die Meyers betreiben in ihren Rebbergen nahe Sélestat schon seit dem 16. Jahrhundert Weinbau. Und der Grauburgunder aus der Heitersheimer Sonnhohle verkörpert nicht nur die lange Tradition des Weinbaus der Zähringerfamilie, sondern auch die Pionierleistungen im Bioweinbau: Seit 1987 wird diese Parzelle biologisch bewirtschaftet, so lange wie kaum irgendein Bioweinberg.
Die elsässische Tageszeitung hat bereits über das Vorhaben berichtet und dem „Cuvée franco-allemande“ eine ganze Seite gewidmet – streng ausgewogen in Text und Bild je zur Hälfte dem deutschen und dem elsässischen Winzer. Bei der (französischen) Beschreibung des Vorhabens mussten die elsässischen Journalisten freilich auf deutschen Wortschatz zurückgreifen: Dies sei das Entstehen einer „Cuvée symbolique“ schrieben sie, und nicht etwa „une Schnapsidee“.
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