HEITERSHEIM. Das gemeinsame Kind von ECOVIN Baden, dem Naturschutzbund NABU und dem Ministerium Ländlicher Raum (MLR), die ÖkoRegio-Tour Markgräflerland hatte Geburtstag – und viele kamen. Neben zahlreichen Erlebnis- und Genuss-Suchenden auch die Initiatoren, die das gemeinsame Projekt nun in die Selbständigkeit entlassen wollen.
Nachdem am Morgen noch heftige Niederschläge im Markgräflerland niedergingen präsentierte sich Heitersheim als Ausgangsort der ÖkoRegio-Tour Markgräflerland aber bereits zum Auftakt des Aktionstages im Weingut Zähringer um 11 Uhr trocken. Und bereits zur Mittagszeit brummte der historische Innenhof des Weingutes Dank der zahlreichen Gäste. Neben den Genießern und Weinfreunden warteten vor allem die Radler und Nordic Walker auf den Start der Erlebnistour.
In einem Crash-Kurs von Nordic-Walking-Instruktorin Karin Müller vom Sporthaus Link-Höfler waren die Walker kurz vor dem Start noch fit gemacht worden für die Tour und wurden mit den passenden Stöcken ausgerüstet. Rund 60 Teilnehmer zeigten, dass die ECOVIN-Winzer mit dem neuen Angebot einmal mehr ein feines Gespür für die Interessen ihrer Besucher gezeigt hatten. Klaus Benz, Biowinzer und Vorsitzender des Beratungsdienstes für ökologischen Weinbau, ging mit den Walkern auf die Strecke und berichtete an den einzelnen Stationen kenntnisreich über die Zusammenhänge von Bioweinbau und Naturschutz.
Paulin Köpfer, der Vorsitzende von ECOVIN Baden und einer der Initiatoren der markgräfler ÖkoRegio-Tour, liess es sich nicht nehmen, an der ersten Station in den Reben selbst für eine genussvolle Bewirtung der Walkergruppe zu sorgen. Insgesamt dreieinhalb Stunden waren die Walker auf der Strecke, Info- und Genussstationen wie die zahlreichen Infotafeln, ein Besuch im Bugginger Bioweingut Ruesch und schließlich ein zünftiges Vesper mit Weinen in der Heitersheimer Sonnhohle sorgten für angenehme Unterbrechungen.
Nachdem im Weingut Ruesch nach den morgendlichen Regenfällen vieles umorganisiert wurde, konnte man auch hier rechtzeitig zur Eröffnung ins Programm starten. Friedrich Ruesch zählte rund 600 Besucher, die sich hier auch über den Winzer- und Obsthof Brenneisen und die Gärtnerei Amaranth informierten sowie an etlichen weiteren Infoständen. Ergänzt wurde das Programm durch einen Spiele-Parcours und eine Veranstaltung zum Thema Essen ohne Gentechnik. Der Erlös der Bewirtung kommt einem guten Zweck zugute.
Vor dem Start hatten die Initiatoren nicht nur die Entwicklung des Gemeinschaftsprojektes positiv bewertet, sondern auch einen Blick auf die anstehenden Veränderungen geworfen. Friedlinde Gurr-Hirsch, Staatssekretärin im Stuttgarter Landwirtschaftsministerium, lobte die Biowinzer für ihr Engagement: „Von den Erfahrungen im Öko-Weinbau profitiert die gesamte Branche“, urteilte fachkundig die frühere Weinprinzessin und gelernte Winzerin. Als Beispiele nannte sie die Begrünung der Weinberge und den Einsatz von Pheromonfallen. Beides ist längst auch im konventionellen Weinbau weit verbreitet.
Stefan Rösler, Vorsitzender des NABU Baden-Württemberg, lobte die Kooperation als Erfolgsmodell, die gleichzeitig Wirtschaftsförderung sei. Alle Beteiligten waren sich einig, dass sowohl Landwirte als auch Verbraucher von den Veranstaltungen und Informationen der einzigen ÖkoRegio-Tour zum Thema Weinbau profitieren. Und nicht zuletzt für den Tourismus spiele die Tour eine wichtige Rolle. Da geplant sei, die Unterstützung des Landes 2006 auslaufen zu lassen, sei nun die Suche nach anderen Partner angesagt, die von dem Projekt profitieren, betonte auch NABU-Projektleiter Martin Burster.
Paulin Köpfer stellte für ECOVIN Baden auch künftige Unterstützung in Aussicht. Generell sollen nun aber vermehrt Gemeinden und Tourismusverbände angefragt werden. Staatssekretärin Gurr-Hirsch richtete den Fokus nach dem Beispiel des italienischen Agrotourisme ebenfalls auf den Fremdenverkehr: „Jede verkaufte Flasche Wein ist auch eine Einladung, in diese Region zu kommen“, argumentierte sie.